MITARBEITER/INNEN BERICHTEN

über die ehrenamtliche Arbeit im Hospiz


Hören  Sie  hin  (dauer 4:29) . Claudia Rampitsch


Hören  Sie  hin  (dauer 6:39) .                          GEDICHT * HANS MERL  für  seine  Frau RIKKY - gesprochen von CORNELIA SCHÄFER


Hören  Sie  hin  (dauer 3:51) .  Wolfgang  Schöfberger




Hören  Sie  hin  (dauer 3:59) . Evelyn  Hödl




Hören  Sie  hin  (dauer 7:26) . Christine  Josefy




Vielen DANK an Cornelia Schäfer, die diesen Text auf eine ganz warmherzige Art & Weise gesprochen und mit Bildern von Claudie Prieler untermalt hat.

Erfahrungen in der Hospizbegleitung - hören Sie hin!  

Unsere Hospizarbeit findet meist im Stillen statt. Außerhalb von Zeit und Raum, erleben und fühlen unsere ehrenamtlichen MitarbeiterInnen berührende Augenblicke mit Menschen am Ende ihres Lebens. Vieles wird in Vergessenheit geraten und so manche Lebensgeschichte wird sogar dem nächsten Angehörigen verborgen bleiben.

 

All diese Geschichten erzählen von uns - uns Menschen.

Diese Lebensgeschichten, ob traurig, spannend oder manchmal auch skurril, bewahren unsere HospizbegleiterInnen oft wie einen kleinen Schatz. Und es wäre schade diese kleinen Anekdoten und Erinnerungen einfach in Vergessenheit geraten zu lassen. Deshalb freut es uns besonders, dass wir diesem Erlebten eine Stimme geben dürfen.

 

Cornelia A. Schäfer (www.cornelia-schaefer.at) liest diese Geschichten mit warmherziger und gefühlvoller Stimme und gestaltet diese in Bild und Ton. Ein Jahr lang wird sie unser Projekt begleiten und in regelmäßigen Abständen unsere Hospizgeschichten veröffentlichen.



NEU IM TEAM

 

"Seit Jänner 2019 darf ich im Hospizteam Baden ehrenamtlich mitarbeiten. Ich bin auf Anregung einer Frau, die im Hospizteam tätig ist zum Hospizteam Baden gestoßen. Da ich damals schon 2 Jahre in Pension war und mich einer sinnvollen ehrenamtlichen Tätigkeit widmen wollte, war für mich sofort klar, dies ist der richtige Weg.  Ich war 40 Jahre als Diplomkrankenschwester auf verschiedenen Stationen tätig. (Kinderstation, Chirurgische Ambulanz, Kinder u. Jugendpsychiatrie).

 

Für mich war es immer schon besonders wichtig, einfühlsamen Beistand und tröstende Worte bei schwierigen Krankheitsverläufen für die Patienten, aber auch deren Angehörigen zu finden. Ich durfte mein Praktikum im Landespflegeheim Baden im Jänner 2019 beginnen und den Grundkurs für Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung im gleichen Jahr absolvieren. Ich durfte fast ein Jahr lang einen Heimbewohner begleiten. Es war sehr berührend wie die wöchentlichen Gespräche an Vertrautheit und Freude an der Begegnung stattfanden. 

 

Es war mir erlaubt, bei dieser Begleitung immer meinen kleinen Hund mitzunehmen.  Dieser trug zusätzlich zu großer Freude des Bewohners bei. Der Heimbewohner verstarb leider am Ende des Jahres. Der Tod hat zwar das Leben dieses Menschen beendet aber nicht die liebe Erinnerung an ihn. Es ist ein schönes Gefühl Menschen in ihrer letzten Lebensphase zu begleiten und für mich ist es auch ein großes Bedürfnis für diese Menschen zu beten. 

 

Ich fühle mich im Team sehr gut aufgenommen und freue mich bei Teamgesprächen über den Austausch miteinander, wo man durch die Erfahrungsberichte der Teamteilnehmer sehr viel lernen kann."  

                                                                                                                                                                          Brigitta Fischer EA Mitarbeiterin


"Ich war 27 Jahre alt, als mein damaliger Freund bei einem Motorrad Unfall gestorben ist. Das war schlimm. Völlig unerwartet und an allen Ecken und Ende überfordert. Und immer in der Hoffnung, dass das tiefe dunkle Loch sich dann doch wohl endlich in Luft auflösen sollte. Nicht wie Pech an meinen Schuhe kleben bleibt. Es hätte so wie in einem Hollywood Film sein sollen, dass der Schmerz sich in ein Happy End wandelt und nach 2 Stunden und bisschen schluchzten die Welt wieder in Ordnung ist. Wurde sie nicht. Zumindest nicht so schnell. 

 

So jung wie ich damals war, hatte ich viele Freunde & eine großartige Familie. Und alle zusammen sind wir den Weg der Trauer gegangen. Mit viel Zusammenhalt. Mit viel Verbundenheit und richtig viel Herz an allen Ecken. Ich habe diese Aufmerksamkeit sehr geschätzt und lieb gewonnen. Doch die Monate und Jahre verstrichen und ich hatte es mir mehr oder weniger ganz bequem in meiner nicht enden wollenden Trauer gemacht. So bequem, dass ich den tiefen Schmerz nur oberflächlich betrachtet habe. So bequem, dass ich mich in die Arbeit gestürzt habe und Karriere machte. Das einzig unbequeme war eine neue Beziehung. Die hat nicht gepasst. In Wahrheit war ich weit entfernt davon, bereit für eine neue Liebe zu sein. … aber Liebe ist denke ich sowieso eine nochmal ganz andere Geschichte. 

 

Acht Jahre nach dem tödlichen Unfall meines Freundes, wurde die Leere in mir so „laut", dass ich die Stille nicht mehr aushalten konnte. Ich wollte helfen. Ich wollte anderen helfen und hinsehen, was die Menschen aus ihren letzten Wochen & Tagen ihres Lebens machen. ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden, in dieser letzten Zeit des Lebens für anderen Menschen da zu sein und sie zu begleiten. Mit Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Mit Liebe und Zeit. Es ist ein ganz besonderer Herzens.Raum der sich in solchen Zeiten öffnet. Bedingungslos ist oft ein Wort mit dem ich dieses Gefühl beschreibe. Trotzdem klar und im Gleichgewicht was meine Aufgabe in diesen Momenten sind. Wertschätzend und Aufmerksam zu sein. Und das kann in jeder Begleitung anders aussehen. Manchmal gemeinsam Kaffeetrinken oder Spazieren gehen. Auch wenn es nur drei Schlucke oder dreissig Meter sind. Es geht um die gemeinsame Zeit auf die sich beide Seiten einlassen. Auf die Gespräche und Erinnerungen. Auf ungenutzte Gelegenheiten und noch machbare Zukunftsprojekte. Sich trotzdem noch auf etwas freuen können, wenn wir uns eine Woche später wieder - wie verabredet - sehen. Gemeinsam haben wir Blumen gepflanzt und Blumen gepflückt. Nicht den ganz billigen Tabak gekauft, aber auch nicht den teuersten. „Man muss das Geld ja nicht beim Fenster rauswerfen“, hatte Herr Santone (Name von der Redaktion geändert) immer gesagt.„Aber tu ma auf jeden Fall noch Lotto spielen! Man weiss ja nie!“, hatte er gesagt. Und hatte sich über „3 Richtige“ gefreut wie ein junger Mann, dem die Welt offen steht.  Er hatte weder Familie noch enge Freunde. Oft hatte er gesagt, dass ich die „einzig Normale“ hier bin. Die anderen Bewohner hier im Heim sind „nicht ganz dicht“ und er war lieber ein Einzelgänger. Trotzdem hatte ich immer das Gefühl, dass er es vermisste dazu zu gehören. Irgendwo hinzugehören. Das war etwas, was ihn, sein ganzes Leben lang begleitet hat.

So hatte er es mir erzählt. Und ich hatte mich oft gefragt, ob genau das seine Lebensaufgabe war. Zu lernen alleine zu sein?

Oder zu lernen sich für jemanden zu öffnen?

 

Herr Santone war für fast 4,5 Monate Teil meines Lebens und hatte mich mit seiner Weitsicht, Ruhe und Lebenserfahrung sehr berührt. Bis heute denke ich an unsere gemeinsame Zeit und erinnere mich jedes Mal wenn ich bei seinem damaligen Pflegeheim und bei dem Gladiolen Feld, welches gegenüber liegt, vorbei fahre. Sein Tod hatte sich nicht über eine lange Bettlägrigkeit angekündigt sondern war eines Samstag - Früh Morgens völlig überraschend eingetreten. 

 

Ich war 27 Jahr alt, als mein Freund Ralf gestorben ist. Mit all meinen Menschen in meinem Umfeld konnte ich meine Trauer teilen. Trotzdem hatte ich mich oft alleine gefühlt, weil deren Trauer „anderes“ war als meine. Ich kann mich an den Gedanken erinnern, wie sehr Herr Santone für mich ein Vorbild war, dass er sich mir gegenüber in seiner Einsamkeit geöffnet hatte und ich das wohl auch tun könnte. Tat ich dann auch. Ein bisschen später. Danach wurde es auch mit meiner Trauer besser. Und auch mit der Liebe. 

 

Mein Name ist Christine Josefy. Heute bin ich 43 Jahre alt und inzwischen in einer glücklichen Beziehung. Seit mehr als 14 Jahren bin ich der Hospizbewegung Baden eng verbunden. Ich habe die Ausbildung zur ehrenamtlichen Lebens- und Sterbebegleiterin gemacht. Die letzten Jahre war ich Teil des „Hospiz macht Schule“ Teams und habe an Projekttagen Schülern & Schülerinnen den altersgemäßen Umgang mit dem Thema Sterben & Tod näher gebracht. Heute betreue ich die Homepage und Facebook Seite der Hospizbewegung Baden um auf eine zeitgemäße Art & Weise die vielen verschiedenen Möglichkeiten von Hospizarbeit den Menschen in unserem Bezirk sichtbar zu machen."

Christine Josefy


ERSTE ERFAHRUNGEN IN DER BEGLEITUNG

 

"Als ich im Mai 2019 mit dem Grundkurs für Lebens- Sterbe- und Trauerbegleitung begann, war ich noch nicht sicher, ob dieser Kurs das Richtige für mich sei. In Rückschau auf meine persönlichen Erfahrungen wurde mir klar, dass Sterben und Tod sich wie ein roter Faden durch mein Leben ziehen: vom plötzlichen Herztode meines Vaters an einem Ostermontag beim Mittagessen im Gasthaus (ich war 13) über den langsamen Krebstod der Mutter bis zur Begleitung meiner damals 100jährigen Schwiegermutter und dreier Freundinnen in den letzten Jahren. Der Kurs im Bildungszentrum St. Bernhard in Wiener Neustadt war informativ, motivierend, bereichernd, die Gruppenatmosphäre geprägt von Empathie und wertschätzender Begegnung.

Seit 3 Monaten sammle ich nun - im März 2020 - Praxiserfahrungen im Marienheim, anfangs mit ein wenig Bangen: wie würde es mir gelingen, mit den Patientinnen in Beziehung zu kommen?

 

Ich durfte mit der Begleitung von zwei bettlägrigen Damen (94 und 82) beginnen. Bei der älteren Patientin blieb ich meist nur eine halbe Stunde, sie ermüdete rasch. Dann verabschiedete sie mich mit dem Wunsch: "Kommen Sie mich bald wieder besuchen!" Jahreszeitlich bedingt war ich bei meinen Besuchen meist ziemlich durchfroren, was sie zu mitleidigen Ausrufen: "So kalte Hände!" und zum fürsorglichen Wärmen derselben veranlasste.

Zu Silvester brachte ich eine kleine Flasche Sekt mit, von dem sie mit sichtlicher Freude einen winzigen Schluck trank.

Im Jänner hat sich ihr Zustand immer mehr verschlechtert, sie war kaum mehr ansprechbar. Zum letzten Mal sah ich sie am 31. Jänner. Nach einem Besuch bei meiner zweiten Patientin huschte ich abends nochmals in ihr Zimmer. Es war abgedunkelt, und ich wollte auch kein Licht mehr einschalten und setzte mich zum Bett. Sie war nicht mehr bei Bewusstsein, als ich mich von ihr verabschiedete.

Bei meinem nächsten Besuch erfuhr ich, dass sie am Sonntag danach verstorben war.

Ihr Lächeln, der Schluck Sekt und die wärmenden Hände bleiben mir als liebe Erinnerung.

 

Meine zweite Patientin ist 82. An guten Tagen kann sie mit Hilfe der PflegerInnen einige Zeit im Rollstuhl sitzen. Manchmal erzählt sie aus ihrem Leben: Sie liebt Hunde, hatte selber drei (ein Pudel-Foto steht auf der Kommode). Sie war eine gute Tänzerin und Sportlerin ( Skifahren, Tennis) und hat ein Fluss-Schifffahrtspatent. Zweifellos war sie früher eine selbstbewusste, vielseitige interessierte, gebildete und aktive Frau, die auch viel gereist ist.

Gemeinsam lösen wir Kreuzworträtsel, wobei ich als "Schriftführerin" fungiere. Und einige Male haben wir uns im Fernsehen die Rosenheim-Cops angesehen.

Jetzt - wo aufgrund der COVID-19-Maßnahmen keine Besuche möglich sind - vermisse ich die Besuche und Gespräche mit ihr. Bei schönem warmem Frühlingswetter hatten wir vor, mit dem Rollstuhl in den Doblhoffpark zu fahren. Ich hoffe, dass das bis zum Sommer möglich sein wird."

Evelyn Hödl


Offener Umgang mit Freude und Trauer.

"... über die Geburt spricht man, über den Tod nicht!"

 

"Mein Vater kommt aus Reitersberg. Das ist ein kleines Dorf mitten in der Buckligen Welt. Wenn man mich nach meiner Herkunft fragt, dann sage ich schon seit meiner Kindheit, dass ich aus diesem Dorf komme, obwohl ich mit meinen Eltern viele Jahre in Wien lebte. Für dieses, ich möchte fast sagen, Phänomen habe ich keine wirkliche Erklärung. Vielleicht liegt es daran, dass ich in diesem Dorf so viel lernen durfte.

Eine meiner größten Lehrerinnen war meine Großmutter. Für meine Oma gehörte der Tod immer zum Leben. Wenn jemand aus ihrem Umfeld starb, dann zeigt sie Trauer offen. In meiner Kindheit war es noch üblich, dass Verstorbene in ihrem Haus, meist im eigenen Bett gewaschen, angekleidet und aufgebahrt wurden. Das war nicht die Pflicht der Frauen des Dorfes, es war ihnen allen eine Ehre diesem Menschen noch einen letzten Dienst zu erweisen. Ihm noch ein letztes Mal zu helfen. Am Abend gingen dann alle Dorfbewohner in die Kapelle um einen Rosenkranz für den Verstorbenen zu beten. Für die Menschen dieser Gegend ist es auch heute noch selbstverständlich zum Begräbnis zu gehen.

 

Wenn jemand in Reitersberg im Sterben lag, wurde ganz offen vor uns Kindern darüber geredet. Heute beobachte ich manchmal, dass Kinder von diesen Themen ausgeschlossen werden. Kinder sind klein, aber nicht dumm! Kinder bekommen immer mit, wenn sich in ihrer Umgebung etwas verändert und bekommen auch mit, dass die Erwachsenen über etwas sprechen, wofür sie noch zu klein sind. Diesen Mangel an Information füllen Kinder dann mit ihrer Phantasie.

 

Wenn ich an die Art und Weise wie man in Reitersberg mit Sterben und Tod in meiner Kindheit umgegangen ist zurückdenke, war es für mich als Kind immer leichter. Ich wusste, dann warum Oma weint und ich war froh, dass sie nicht meinetwegen weint. Mir war auch sofort klar, warum alle geweint haben, wenn sie sich getroffen haben, ich musste nicht mehr fragen. Manchmal habe ich auch mitgeweint und das war gut.

Meiner Frau und mir ist es ganz wichtig, dass wir offen mit unseren Kindern über den Tod und das Sterben sprechen. Mein Sohn hat einmal gesagt, dass er nicht verstehe, wenn Eltern mit ihren Kindern nicht über den Tod sprechen, denn es sterben genauso viele Menschen, wie geboren werden. Über die Geburt spricht man, über den Tod nicht. Das könne er nicht verstehen."

Wolfgang Scherleitner


"Ich bin schon seit einigen Jahren ehrenamtlich bei der Hospizbewegung Baden tätig. Ich habe in dieser Zeit Menschen kennengelernt, die sehr unterschiedlich auf Krankheit und Leid reagieren. Die einen hoffen, dass alles wieder so wird wie früher, andere ignorieren ihre Krankheit, soweit es ihnen möglich ist, wieder andere nehmen ihr Schicksal an.

 

Ein Mann hat mich mit seiner Lebensgeschichte und der Art und Weise, wie er diese erzählt hat, besonders berührt. Ich habe ihn nur einmal im Krankenhaus getroffen. Er hat über sein vergangenes Leben erzählt: wie gern er gearbeitet hat, über seine Familie, die er sehr liebt, seinen Enkelsohn und nur ganz kurz über seine Krankheit. Dann hat er darüber gesprochen, wie er sich seine Zukunft vorstellt: er wollte keine Therapie mehr, er wollte, so lange er es seiner Familie zumuten konnte, nach Hause gehen und die Zeit mit seiner Familie genießen. Er hat schon alles mit ihnen abgesprochen. Sein Plan war es, im Krankenhaus oder im stationären Hospiz zu sterben.

 

Er hat mir dies alles, obwohl er Schmerzen hatte, mit Gelassenheit und Ruhe, ohne Gram erzählt. Da ist mir ein Gedicht in den Sinn gekommen, welches ich vor ungefähr 30 Jahren auswendig gelernt habe, da es mich schon damals und auch heute in meinem Innersten berührt."

 

“Die alte Waschfrau”

Du siehst geschäftig bei dem Linnen die Alte dort im weißen Haar.

Die rüstigste der Wäscherinnen im sechsundsiebenzigsten Jahr.

So hat sie stets mit sauerm Schweiß ihr Brot in Ehr ́und Zucht gegessen,

und ausgefüllt mit treuem Fleiß den Kreis, den Gott ihr zugemessen.

Sie hat in ihren jungen Tagen geliebt, gehofft und sich vermählt;

Sie hat des Weibes Loos getragen, die Sorgen haben nicht gefehlt;

Sie hat den kranken Mann gepflegt; sie hat drei Kinder ihm geboren;

Sie hat ihn in das Grab gelegt, und Glaub und Hoffnung nicht verloren.

Da galt´s die Kinder zu ernähren; Sie zog sie auf in Zucht und Ehren,

der Fleiß, die Ordnung sind ihr Gut.

Zu suchen ihren Unterhalt entließ sie segnend ihre Lieben,

so stand sie nun allein und alt, ihr war ihr heit ́rer Muth geblieben.

Sie hat gespart und hat gesonnen und Flachs gekauft und Nachts gewacht,

den Flachs zu feinem Garn gesponnen, das Garn dem Weber hingebracht;

der hat´s gewebt zu Leinewand; die Schere brauchte sie, die Nadel,

und nähte sich mit eig´ner Hand ihr Sterbehemde sonder Tadel.

Ihr Hemd, ihr Sterbehemd, sie schätzt es, verwahrt ́s im Schrein am Ehrenplatz,

es ist ihr Erstes und ihr Letztes, ihr Kleinod ihr ersparter Schatz.

Sie legt es an, des Herren Wort am Sonntag früh sich einzuprägen,

dann legt sie ́s wohlgefällig fort, bis sie darin zur Ruh ́ sie legen.

Und ich, an meinem Abend, wollte, ich hätte, diesem Weibe gleich,

erfüllt, was ich erfüllen sollte in meinem Grenzen und Bereich;

Ich wollt ́, ich hätte so gewußt am Kelch des Lebens mich zu laben,

und könnt ́ am Ende gleiche Lust an meinem Sterbehemde haben.

(Adalbert von Chamisso)

Martha Enzinger


"Seit zirka 20 Jahren begleite ich Menschen auf ihrem letzten Weg. Ich freue mich seit Beginn der Hospizarbeit, die damals in Österreich entstanden ist, dabei zu sein. In meinem engsten Familienkreis hatte ich einige Jahre intensiv mit Sterben, Tod und Trauer zu tun. Zuerst starb unser dritter Sohn als Baby. Bald darauf betreute ich meinen Neffen drei Jahre als er an Leukämie erkrankte und starb. Kurze Zeit später erkrankte mein Bruder – ein Jahr lang dauerte unser gemeinsamer letzter Weg. Diese Jahre haben mich vieles gelehrt, ich verlor die Angst vor dem Tod und lernte mich in die Wünsche und Ängste sterbender Menschen und ihrer Angehörigen einzufühlen. Es ist mir ein Herzensanliegen diese Erfahrungen und Fähigkeiten in meiner Freizeit Menschen in ähnlichen Situationen zur Verfügung zu stellen und zu helfen.

 

Damals wurde die Hospizbewegung Baden gegründet, die ehrenamtliche MitarbeiterInnen gesucht hat. Ich bewarb mich und begann mit der notwendigen Ausbildung für Sterbe-und Trauerbegleitung. In meiner nun schon langen Tätigkeit war ich auch ehrenamtliche Koordinatorin im Jakobusheim in Bad Vöslau.Dort habe ich eine Gruppe von 12 HospizbegleiterInnen geleitet. Dabei erlebte ich eine sehr intensive Zeit.

 

Die Hospizbegleitung ist für mich sehr wertvoll, weil ich von den alten und kranken Menschen sehr viel Wertschätzung und Zuwendung zurück bekomme.

 

Viel Freude macht mir in den letzten Jahren das Projekt „Hospiz macht Schule“, wo wir mit Kindern zu den Themen Abschied, Trauer und Trost arbeiten. Es berührt mich immer wieder wie offenherzig und ehrlich Kinder und Jugendliche darüber sprechen.

 

Um in diesem Bereich noch professioneller zu arbeiten, beginne ich demnächst mit der Kinderhospiz-Ausbildung und werde Familien als Teil des Kinderhopizteams Niederösterreich begleiten."

Christine Gasser


"Ich bin ein Bockerlhirsch. Für alle, die nicht wissen was das ist: Ich bin Absolvent der Höheren Lehranstalt für Forstwirtschaft in Gainfarn. Nach der Forstschule habe ich die Boku – Universität für Bodenkultur – abgeschlossen. Nur aus dem Förster mit Gewehr und Jagdhund ist nix geworden.

 

Ich wurde direkt von der Uni in die Medizintechnik abgeworben. Dort bin ich nun, mit einer Babypause von 15 Monaten, seit ungefähr zwölf Jahren tätig.In meiner Freizeit unterrichte ich seit meinem 15. Lebensjahr zunächst als Co-Trainer im Judoclub ATUS Bad Vöslau und dann später war ich Lateintrainer des Tanzsportklubs Alt Erlaa. Selbst habe ich auch Turniere bis in die S-Klasse, das ist die höchste Klasse, getanzt. Beim Turniertanzen hat sich meine Frau auch mich eingehandelt. Wir haben uns dort kennen gelernt. Nach einer Probezeit von 10 Jahren – „drum prüfe wer sich ewig bindet“ – haben wir geheiratet. 19 Monate nach meinem Sohn wurde meine Tochter geboren. Nun haben wir zwei wundervolle Kinder, die uns viel lehren.Unter anderem lehren sie uns was Lebensfreude bedeutet. Wir sind auf ein kurzes Gastspiel hier auf der Welt und hin und wieder wird uns die Lebensfreude abmontiert.

 

Als ich das nicht mehr hinnehmen wollte, entschloss ich mich eine Coachingausbildung zu machen. Im Zuge dieser Ausbildung sprach der Vortragende von Trauer- und Sterbebegleitung. Kennen Sie das, wenn es Sie wie ein Blitz durchfährt? Bei mir war das so. Kurz nach diesem Kurs war Ostern und am Reitersberg treffen sich immer Teile meiner Familie zum Osterfeuerbrennen. Hast eine große Familie, hast auch für jedes Problemchen eine Hilfe. Eine meiner Tanten war Pfarrerköchin und ich fragte sie ob es so was wie Sterbebegleitung in den Pfarren gibt. „In da Pfoa net….“ ABER es gibt das Hospizteam und eine ihrer Freundinnen ist ehrenamtlich dort tätig. Kurze Zeit später rief ich sie an und wir telefonierten über eine Stunde und mir wurden viele Fragen beantwortet. Noch am selben Tag meldete ich mich bei der Hospizbewegung Baden und ich traf mich mit der Koordinatorin. Wie es sich für einen richtigen Außendienstler gehört kam ich mit Anzug und Krawatte. Es schlug mir aber nicht Business entgegen, sondern Freude und Liebe. Nun wusste ich, dass ich da richtig bin.

 

Vor kurzem habe ich den Grundkurs bei der Österreichischen Buddhistischen Religionsgemeinschaft abgeschlossen. Die Kombination aus Volks- und Hauptschule in einer katholischen Privatschule und der Kurs bei „den Buddhisten“ hat mich richtig weitergebracht. Während des Kurses hatten wir Vorträge von Juden, Moslems, Katholiken und natürlich auch Buddhisten. Wir hatten auch eine Agnostikerin in unseren Reihen. Endlich konnte ich auch einen Einblick in neue Richtungen erhaschen. Mein Praktikum mache ich derzeit im Pflegeheim der Stadt Baden.

 

Ich liebe es, wenn ich die Freude in meinem Gegenüber sehe, wenn ich wieder im Kartenspielen verliere."

Wolfgang Scherleitner


"Als „echte“ Badenerin freue ich mich als Koordinatorin in der Hospizbewegung tätig zu sein. Seit zwei Jahren begleite ich ehrenamtlich Menschen im Pflegeheim in der Wimmergasse. Seit Jahresbeginn leiste ich hauptamtlich meinen Beitrag in dem für die Gesellschaft so wertvollen Bereich. Kommunikation ist sehr wichtig für mich! Nun sind es das Mobile Hospizteam mit seinen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, die KollegInnen des Mobilen Palliativteams und vor allem die PatientenInnen mit denen ich gerne im Kontakt bin. Nach dem Grundkurs für Hospiz und Palliativ Care besuche ich derzeit den Basislehrgang und beschäftige mich im Rahmen der Projektarbeit mit den Strukturen in der Thermenregion. Das unterstützt mich in der psychosozialen Betreuung schwerkranker Menschen. Viel Erfahrung konnte ich bei meinen Praktika sammeln, wie im Pflegeheim Gloggnitz oder zukünftig

beim Palliativen Konsiliardienst im Krankenhaus Baden.

 

Eine Hauptaufgabe der Koordinatorin ist neben dem Erstkontakt mit PatientInnen oder Angehörigen die Begleitung der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen. Das ist eine besonders schöne Aufgabe, da es sich als sehr vielfältig gestaltet die rund 40 ehrenamtlichen KollegInnen mit ihren unterschiedlichen Stärken und  Fähigkeiten in ihren Aufgaben zu unterstützen – ob Begleitung von Patienten Zuhause, in den Pflegeheimen oder im Krankenhaus, die Trauergruppe, Hospiz macht Schule oder der Flohmarkt – die Herausforderungen sind sehr individuell!

 

Gestärkt durch meine berufsbegleitende Ausbildung zur Psychotherapeutin nehme ich sie sehr gerne an."

Sigrid Kügerl

Koordinatorin des Mobilen Hospizteams 


"Ich bin 2002 zur Hospizbewegung Baden gekommen, angeregt durch einen faszinierenden Vortrag von Peter Fässler-Weibel und geprägt durch das Miterleben des Zuhause-Sterbens meiner Großmutter.

Durch diese Erfahrung gestärkt, versuche ich mich in die Situation der zu Betreuenden und ihrer Angehörigen einzufühlen und ihnen nach Bedarf zur Seite zu stehen.

 

Eine Herzensangelegenheit meiner ehrenamtlichen Arbeit ist inzwischen die Projektarbeit mit Kindern in den Schulen zum Thema Hospiz geworden.

 

Ich bin immer wieder aufs Neue erstaunt und berührt, wie viele Gedanken sich Kinder zu diesem Thema machen, wie viel sie selber schon erlebt haben und wie selten sie meist die Möglichkeit haben, mit jemand Vertrautem über Sterben, Tod und Trauer zu sprechen."

Martina Meissner


"Nach einem schweren, persönlichen Schicksalsschlag wurde mir von der Hospizbewegung Baden sehr geholfen. Daher war es mir auch ein Bedürfnis der Öffentlichkeit einen Teil meiner Freizeit für freiwillige, soziale Arbeit zu widmen.

Ich bin seit März 2006 ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Hospizbewegung."

Elisabeth Gartnar